Notentipp 2022/07 | Ausgabe: 7/22 | nmz - neue musikzeitung

2022-07-15 21:11:17 By : Mr. Mike Lin

Als Grundlage dient die Anfang des 20. Jahrhunderts von Lucien Capet veröffentlichte Geigenschule „Die höhere Bogentechnik“. Zu Beginn unterteilt Kuhn die Bogenstange mithilfe von Bildern gedanklich in zwei, drei, vier und acht Teile, wobei hier eine visuelle Stütze, etwa die Verwendung von Aufklebern am Bogen, hilfreich sein könnte. In den folgenden Kapiteln erklären fantasievolle Metaphern jeweils eine von sechs Stricharten. Das Detaché, das hier den Beinamen „Luftmatratzen-Fingerfarbenstrich“ erhält, wird mit dem Gefühl, Arm und Finger durch Wasser gleiten zu lassen, beschrieben. Zur Vereinfachung von Saitenwechseln soll der Vergleich des Bogens mit einem Surfbrett helfen, das über Wellen gleitet. Schöne Illustrationen von Anette Bley machen das Ganze sehr anschaulich.

Das Notenmaterial besteht aus Tonleitern und Dreiklängen, wobei sich im Anhang eine Übersicht über alle Tonarten befindet. Die Dreiklänge werden im vorderen Teil auch musiktheoretisch anhand des Bildes von Wandern im Gebirge bei gutem und schlechtem Wetter erklärt. Als besonderer Strich wird gegen Ende der „rollende Strich“ nach Capet vorgestellt, der ein besonderes Training für die Finger der rechten Hand darstellt. Jessica Kuhn hat die Übungen gemeinsam mit Kindern zwischen 6 und 12 Jahren erprobt und optimiert. Für die Anwendung der Schule sollten Grundlagen der Bogenhand vorhanden sein, wobei es hierauf aufbauend auch spannend wäre, noch mehr Details zu Bewegungsformen des rechten Arms und zur Funktion der einzelnen Finger zu erfahren. Insgesamt liegt ein originelles Bogentechnikheft in zeitgemäßer Kindersprache vor, das schon in frühen Jahren einen Sinn für Klang fördert. So etwas kann man sich auch für erwachsene Schülerinnen und Schüler wünschen.